profi-foto.ch

View Original

Gedanken zu Vivian Maier

© Vivian Maier

Fast zufällig bin ich durch die Sängerin Regina Fünfschilling auf eine sehr berührende Zusammenfassung des Werkes von Vivian Maier gestossen. Zusammengestellt und veröffentlicht von Josefina Severino unter dem folgenden Link

Die Geschichte um Vivian Maier ist fast zu unglaublich, um wahr zu sein. Ein unscheinbares Kindermädchen entpuppt sich als begnadete Strassenfotografin. Mit ihren Schützlingen im Schlepptau und der Rolleiflex-Kamera um den Hals streiften sie durch die Strassen von Chicago und New York. Dabei entstanden, überwiegend in den 50er und 60er Jahren, mehr als 100'000 Foto-Negative und viele 8- und 16-mm-Filme. Doch all diese genialen Strassenfotografien blieben während ihres Lebens unentdeckt. Das Unglaubliche an der Geschichte: Vivian Maier trug selbst dazu bei. Niemand durfte ihre Bilder sehen. Kein einziges Foto wurde veröffentlicht. Dafür sorgte sie auch, in dem sie einen Grossteil der Negative erst gar nicht entwickeln liess. Doch im Jahr 2007 wollte es der Zufall, dass eine Kiste mit ihren Foto-Negativen in die Hände des Hobby-Historikers John Maloof fiel. Tragisch: Als er sich dem Wert seines Fundes bewusst wurde und daraufhin Vivian Maier ausfindig machen wollte, fand er nur noch heraus, dass die Künstlerin kurz zuvor verstorben war.

Später tat sich John Maloof mit dem Filmemacher Charlie Siskel zusammen für den Dokumentarfilm «Finding Vivian Maier», der 2014 erschien. Gemeinsam dokumentieren die beiden Regisseure, die Geschichte vom Fund der Fotografien und was dieser auslöste. Denn eigentlich war John Maloof nur auf der Suche nach ein paar alten Fotos für sein Stadtbuch. Bei einer Auktion ersteigerte er für 380 Dollar die Kiste, die sein Leben verändern sollte. Maloof hatte keine Ahnung von Fotografie, doch erkannte er, dass diese Bilder einzigartig waren. Er veröffentlichte sie auf seinem Online-Blog und Vivian Maier wurde über Nacht berühmt. In überragenden Bildkompositionen hielt sie den Strassen-Alltag unserer Eltern und Grosseltern für die Ewigkeit fest. Sie machte aus kleinen, flüchtigen Gesten, magische Momentaufnahmen. 

Randgestalten der Gesellschaft gehörten ebenso zu ihren Hauptmotiven wie glückliche Kindergesichter. In ihren Bildern erkennt man die Schönheit des sozialen Miteinanders, aber auch die Schattenseiten des Lebens. John Maloof und Charlie Siskel zeigen, dass auch bei Vivian Maier Genie und Wahnsinn eng zusammenliegen. Dabei überlassen sie es dem Zuschauer, ob man sich schliesslich für das Bild der irren Künstlerin entscheidet, oder ob man sich von ihren berührenden Momentaufnahmen faszinieren lässt. Egal wie, Vivian Maier wird ein Rätsel bleiben, gleichzeitig hinterlässt sie ein wertvolles Erbe für die Kulturgeschichte.

Mehr Informationen zu Vivian Maier unter dem folgenden Link.

Alle Fotos: © Copyright Vivian Maier